Was ist eine Wurzelkanalbehandlung / Endodontie?
Erkrankt ein Zahn durch Eindringen von Kariesbakterien in den Zahnnerv, so kommt es dort zu einer Entzündung. Je nach Dauer der Entzündung kommt es irgendwann zum Absterben des Zahnnerven.
Bei der Wurzelkanalbehandlung wird ein Loch durch die Kaufläches des Zahnes gebohrt, bis man im Zahninneren den Nervenhohlraum erreicht. Die Nerven befinden sich in kleinen, oft engen und verwinkelten Wurzelkanälen. Außerdem können die Kanäle stark gebogen sein (wenn die Zahnwurzel ebenfalls gekrümmt ist).
Unter dem Mikroskop sehen wir die kleinen Eingänge besser und können mit Spezialinstrumenten diese vorsichtig aufbereiten und entzündetes Gewebe aus der Zahnwurzel entfernen. Zusätzlich werden der Zahninnenraum und die Kanäle mehrfach gespült und desinfiziert, bevor die Hohlräume mit einer sogenannten „Wurzelfüllung" dicht verschlossen werden.
Wenn Sie mehr Details über die Wurzelbehandlung erfahren möchten, lesen Sie unten weiter.
Der gesunde Zahn – wichtig zum Verständnis einer Wurzelbehandlung
Nur ein kleiner Teil des Zahnes, die sogenannte Zahnkrone, ragt für uns sichtbar in die Mundhöhle. Der größere Anteil, die Zahnwurzel, befindet sich unsichtbar unter dem Zahnfleisch im Knochen des Ober- oder Unterkiefers. Um Belastungen besser „abfangen" zu können ist der Zahn über den Zahnhalteapparat leicht beweglich im Knochen eingebettet.
Der äußere, sichtbare Teil des Zahnes besteht beim gesunden Zahn aus dem Zahnschmelz. Der Zahnschmelz – eine weißliche Substanz – ist das härteste Gewebe des menschlichen Körpers und soll den Zahn vor Angriffen von außen schützen.
Der Hauptbestandteil des Zahnes besteht aus knochenähnlichem Gewebe, dem Dentin. Es befindet sich sowohl in der Zahnkrone als auch im Wurzelbereich. Das Dentin wird von kleinen Kanälchen – den sogenannten Dentintubuli – durchzogen, die bis an die Schmelzgrenze heranreichen. Diese Kanälchen können Bakterien als Eintrittspforte in das Zahninnere dienen.
Das Zahninnere wird im zahnmedizinischen Fachjargon als „Zahnpulpa" bezeichnet. Häufig wird jedoch vom „Zahnnerv" gesprochen. Dies ist aber nur ein Teil der Wahrheit.
Das Zahninnere ist ausgefüllt mit einer Vielzahl unterschiedlichster Gewebe. Dazu gehören Arterien und Venen (ein gesunder Zahn ist sehr gut durchblutet), Lymphgefäße, Bindegewebe, Nervenfasern (sie sind für den „Schmerz" verantwortlich) und viele andere Gewebe. Diese faszinierende Vielfalt von Geweben befindet sich sowohl im sichtbaren Teil des Zahnes („Krone"), als auch in den Wurzeln, wo sie in den sogenannten Wurzelkanälchen verlaufen. Hier können auch viele Verästelungen und Seitenkanälchen zu finden sein. Jede Pulpa ist – wie auch jeder Mensch – ganz individuell. Einige Bilder sollen versuchen, das besser zu illustrieren.
Der entzündete Zahn
Eigentlich ist es ganz einfach: Kommt es zu einer Entzündung des Zahninneren, hat dies immer mit dem Eindringen von Bakterien in die Zahnpulpa zu tun. Die Infektionswege können dabei ganz unterschiedlich sein. Oft sind es kariöse Stellen am Zahn, aber auch Mikrorisse, undichte Füllungen oder Kronen oder aber die Folgen eines Zahnunfalles können dazu führen, dass viele unterschiedliche Bakterien (zumeist aus der Mundhöhle) in das Zahninnere vordringen können. Dort, aber auch im umgebenden Knochen, können die Bakterien und Ihre Abbauprodukte
(sog. Lipopolysaccharide) zu einer Entzündung führen. Für den Fall, dass Ihr Zahn bereits wurzelbehandelt wurde und immer noch Beschwerden macht, ist die Erklärung ähnlich einfach: Es befinden sich immer noch zu viele Bakterien im Zahninneren.
Die Bakterienzahl, die Ihr Körper zu bewältigen hat, ist dabei immens. So konnten bei einer akuten Entzündung in einem Backenzahn mehrere Millionen Bakterien nachgewiesen werden.
Diese Bakterien besetzen alle Bereiche der Zahnpulpa und können sich dort auch ungestört vermehren, da sie sehr selten Sauerstoff oder Nahrung von außerhalb des Zahnes brauchen. Alles was Sie benötigen, finden sie in Ihrem Zahn.
Die endodontische Therapie (Wurzelbehandlung)
Das Ziel einer Wurzelbehandlung ist die möglichst vollständige Elimination der im Zahninneren befindlichen Bakterien und des infizierten Gewebes. Anschließend werden die dadurch entstandenen Hohlräume möglichst dicht aufgefüllt, so dass eine erneute bakterielle Besiedelung vermieden wird.
Klingt eigentlich ganz einfach. Ist es aber nicht.
Nachdem mit sehr grazilen Bohrern möglichst minimalinvasiv (schonend) ein Zugang zum Zahn geschaffen wurde, müssen alle Bereiche, in denen Gewebe vorkommen kann, gefunden und entfernt werden. Da es sich zum Beispiel bei Wurzelkanälchen um haarfeine Strukturen handeln kann, benötigt man zu deren Auffinden Vergrößerungshilfen, bestenfalls ein Dentalmikroskop. Daneben sind aber auch die Kenntnisse der Anatomie und viel Erfahrung von Vorteil. Sind die Kanälchen gefunden, müssen sie mit hochflexiblen, sehr feinen Nickel-Titan-Instrumenten erschlossen und versäubert werden. Zusätzlich muss eine intensive Desinfektion mit verschiedenen Spülflüssigkeiten erfolgen. Erst nach erfolgreicher Durchführung all dieser, teilweise sehr zeitintensiver Behandlungsschritte erfolgt der endgültige Verschluss des Zahnes (Wurzelfüllung).
Wurde Ihr Zahn bereits wurzelbehandelt und muss erneut behandelt werden (eine sogenannte „Revisionsbehandlung"), muss vor der Durchführung der gerade beschriebenen Maßnahmen die bereits vorhandene Wurzelfüllung entfernt werden.
All diese Behandlungsschritte erfordern viel Zeit, Erfahrung und einen hohen materiellen und personellen Aufwand. Durch das Zusammenwirken all dieser Faktoren gelingt es uns aber sehr vorhersagbar, Ihnen die eigenen Zähne noch für sehr lange Zeit (bestenfalls für immer) zu erhalten.
Ist das Gewebe erkrankt (z.B. durch Befall von Kariesbakterien), kommt es zu einer Entzündung, die bis zum Absterben des Zahnnerven führen kann. Oft entsteht dann zusätzlich um die Wurzelspitze des Zahnes eine Entzündung („Granulom").
Bei einer Wurzelkanalbehandlung werden die erkrankten Anteile im Zahninneren entfernt, der Innenraum desinfiziert und Zahn und Hohlraum im Inneren der Wurzel danach wieder dicht verschlossen. Wurzelbehandelte Zähne können oft dann noch jahrelang erhalten werden.
Vorgehen bei einer Wurzelbehandlung
Wann immer es nötig ist, werden wir den zu behandelnden Zahn vor Behandlungsbeginn mit einer Lokalanästhesie („Spritze“) betäuben. Meine oberste Prämisse dabei ist es, Ihnen unnötige Schmerzen zu ersparen. Am Beginn einer jeden Behandlung werden wir den zu behandelnden Zahn mit einem Spanntuch (sogenannter „Kofferdam“) gegen die Mundhöhle abdichten. Dadurch können wir sicherstellen, dass keine Bakterien aus dem Speichel erneut in den Zahn eindringen können. Daneben dient der Kofferdam zu Ihrem Schutz gegenüber desinfizierenden Flüssigkeiten und vor dem Verschlucken zahnärztlicher Instrumente.
Alle weiteren Behandlungsschritte erfolgen danach mit Hilfe des Dentalmikroskopes, um selbst kleinste anatomische Strukturen sehen und damit behandeln zu können.
So wird zunächst sehr grazil über die Kaufläche eines Zahnes (funktioniert auch bei Kronen, Brücken oder Goldfüllungen) ein Zugang zum Zahninneren geschaffen. Nach Entfernung des bereits sichtbaren Gewebes bzw. der alten Wurzelfüllung erfolgt das Auffinden und die Darstellung möglichst aller Wurzelkanäle. Wie oben beschrieben werden diese im Folgenden minimalinvasiv erweitert und sehr intensiv gespült, um eine maximale Bakterienreduktion auch in den Seitenkanälchen zu erreichen.
Meistens wird am Ende der ersten Behandlungssitzung zur zusätzlichen weiteren Desinfektion ein Medikament in die Kanälchen eingebracht. Der Zahn wird anschließend sofort mit einer dichten Kunststofffüllung verschlossen. Dadurch verhindern wir den Zutritt von Bakterien zwischen den Behandlungssitzungen und sichern andererseits Ihren gewohnten Kaukomfort.
In einer zweiten Sitzung erfolgt nach erneuter intensiver Spülung und Desinfektion der Kanälchen der endgültige Verschluss des Zahnes durch eine Wurzelfüllung. Diese besteht in der Regel aus erwärmter Guttapercha und einem Sealer („Zement“). Durch die Erwärmung des Füllmaterials wird dieses plastifiziert. Das gewährleistet einen möglichst dichten Verschluss aller vorhandenen Hohlräume und stellt momentan den Goldstandard in der Endodontie dar. Falls nötig wird nun zur Stabilisierung des Zahnes noch ein Glasfiberstift eingebracht. Ihre Sitzung endet mit dem bakteriendichten Verschluss des Zahnes mit einer hochwertigen Kunststofffüllung und Ihrer Rücküberweisung zum Hauszahnarzt.
Zunächst legen wir einen Spanngummi (sogenannter Kofferdam) um den Zahn, um diesen gegen die Mundhöhle abzudichten, damit bei der Behandlung weder Speichel noch Bakterien ins Zahninnere eindringen können. Danach wird der Zahn aufgebohrt und das Zahninnere, die sogenannte „Pulpenhöhle“, eröffnet. Wir arbeiten hierfür unter dem Operationsmikroskop, um alle Wurzelkanaleingänge zu finden. So können auch kleinste Nebenkanäle, die mit dem bloßen Auge oft nicht wahrnehmbar sind, erreicht werden.
Mit hand- und maschinengetriebenen Instrumenten werden die Wurzelkanäle bis zur Wurzelspitze gereinigt und desinfiziert („aufbereitet“). Zusätzlich werden stark desinfizierende und gewebeauflösende Substanzen in das Wurzelkanalsystem eingebracht. So können auch die vielen kleinen Nebenkanäle gereinigt werden.
Wenn es nötig ist, gibt man ein Medikament in die Kanäle, das einige Tage bis Wochen verbleibt. Ein zweiter Termin beendet die Behandlung: Hierbei wird das gesamte Kanalsystem mit einem erwärmten Füllmaterial verschlossen, damit keine Hohlräume im Zahninneren verbleiben und danach der Zahn mit einer Füllung versorgt.
Durch Anwendung modernster Behandlungsmethoden und Betäubungsmittel ist dieser Eingriff heutzutage in der Regel völlig schmerzlos.
Anschließend heilt die Entzündung um die Wurzelspitze herum aus und ein gesunder Knochen wird wieder gebildet.
Ein offenes Wort zu den Kosten
Liebe Überweiser, liebe Patienten!
Die von uns durchgeführten Behandlungen sind immer an die neuesten Techniken und wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst. Dies erfordert ständige Fort- und Weiterbildung sowie hohen personellen und materiellen Aufwand. Entscheidend jedoch ist der hohe Zeitaufwand. Dieser liegt um ein Vielfaches über dem einer „normalen Wurzelbehandlung". Wir nehmen uns die Zeit, die wir benötigen, Ihren ganz individuellen Fall nach bestem Wissen und Gewissen zu lösen. Deshalb werden Sie von uns vor Behandlungsbeginn einen individuellen – auf Ihr Problem abgestimmten – Kostenvoranschlag erhalten. Dieser wird auf Basis der privaten Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) erstellt. Danach werden Sie sich hoffentlich für den Erhalt Ihres eigenen Zahnes entscheiden.
Endodontie
Unter Endodontie versteht man einen Teilbereich der Zahnheilkunde, der sich mit Entzündungen des Zahnmarks oder des Zahnhalteapparates beschäftigt.